Das Spiel beginnt mit weißen Tradern, Bankern, Kolonisatoren,
Sklavenhändlern. Zug um Zug unterwerfen sie den schwarzen Kontinent. Auf
ihrer Jagd nach immer größerem Gewinn kennen sie kein Gesetz. Diebstahl,
Raub und Völkermord – fast alles ist erlaubt.
Wer jedoch eine zentrale Spielregel verletzt, wird vom scheinbar
allmächtigen Gamemaster aus dem bisherigen Spiel hinausgeworfen. Von
einem Augenblick zum anderen ist er nicht mehr Weißer, sondern
Schwarzer; kein Herr mehr, sondern Sklave, Rebell, Freiheitskämpfer.
Kannten sie bislang den Kontinent nur aus der Sicht der Eroberer, so
lernen sie jetzt das Sklavenschiff, die Zwangsarbeit auf der Plantage,
die Massaker an den Aufständischen kennen. Sie leben das Leben der
Ausgebeuteten und Unterdrückten, geraten in Revolten und Revolutionen.
Jetzt würden sie gerne mit dem Spiel aufhören. Aber sie können offenbar
die virtuelle Welt nicht mehr verlassen. Als Gäste in der schwarzen Haut
kämpfen sie sich durch die Jahre und Epochen zurück in die Gegenwart.
Motiviert zu dem Stück wurden wir durch die Beobachtung, dass in
der Öffentlichkeit ein großes Missverhältnis besteht zwischen einer
durchaus starken emotionalen Betroffenheit aufgrund der von den Medien
verbreiteten Bildern der Not einerseits und einer katastrophalen
Unkenntnis der wirklichen Ursachen dieser Not andererseits. In Umfragen
wird auf die Frage nach Instrumenten zur Bekämpfung des Hungers in der
Welt fast ausschließlich Nahrungsmittelhilfe, Entwicklungshilfe oder
bessere Regierungsführung genannt. Schlechte Regierungsführung geben in
einer jüngsten Umfrage gerade die besser Verdienenden bei uns als
größtes Problem der Entwicklungsländer an.
Die meisten Bürger bringen die elenden Zustände weder mit den
augenblicklichen, von der EU und ihrer eigenen Regierung mitgesetzten
weltwirtschaftlichen Regeln, noch mit der europäischen
Kolonialgeschichte, noch mit ihrem eigenen Konsum oder Wahlverhalten
zusammen.
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der
Vereinten Nationen (FAO 2009) übersteigt die Zahl der Unterernährten
erstmalig die Milliarden-Grenze. Ein Drittel von ihnen lebt in Afrika.
Das Millenniums-Ziel, den Hunger in der Welt bis zum Jahr 2015 zu
halbieren, wird ganz offenbar scheitern.
Wir möchten mit unserem Stück auf die externen Ursachen der Katastrophe
in Afrika hinweisen und zwar auf diejenigen, die mit Europa zu tun
haben, mit uns. Denn obwohl wir hohe Summen als Entwicklungshilfe an
Afrika schicken, schädigen wir - bzw. unsere Regierungen, unsere
Konzerne - auch ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Kolonialzeit
offenbar weiterhin und auf verschiedene Weise unseren Nachbarkontinent.
Dieses Problem steht im Zentrum des Projekts...
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Link zum VIDEO auf BRF-online
Stück: Helma Fries und Elke Schuster, Regie: Elke
Schuster, Musik: Rudolf Stodola, Technik:
Wulf Jahn, Fotos: Ida Henschel
Es spielen: Antje Natascha Menzel, Jean-Theo Jost, Dimo Wendt, H.G. Fries
Gastspieltermine: siehe Veranstalterseite
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