2006 - TANGO MORTAL DEL PESO
Leben und Sterben im neoliberalen Musterland
 
 
 

Text: Helma Fries, Regie: Elke Schuster, Bühne: Jahn/Schuster, Kostüme: Telma Savietto, Musik: Rudolf Stodola, Technik: Wulf Jahn, Regiessistenz: Rolf Hürter

Ein Wettlauf der Besessenen. Ein multimediales Spektakel. Eine schwarze Komödie.  

Den Wirtschaftsverbänden ist  Deutschland noch zu weit entfernt vom reinen, von sozialstaatlichen Schlacken befreiten Kapitalismus. Also wird ein Wettbewerb ausgeschrieben: „Du bist Deutschland. Denk mit!“ Dem Teilnehmer mit dem besten Vorschlag winkt ein spektakulärer Preis: die Anstellung als offizieller Berater der Bundesregierung. Mit dabei ein Team aus vier New Economy Experten. Argentinien liefert ihnen das Modell: das Argentinien der 70er,  das 30 000 Menschen verschwinden ließ, der neoliberale Musterschüler der 90er, das Argentinien des Staatsbankrotts und das heutige Argentinien, Labor des sozialen Widerstands.

Die deutsche Politik ist längst nicht neoliberal genug. Buenas Dias, Argentina!

Changierend wie ein argentinischer Tango zieht das Stück ein Resümee von 25 Jahren neoliberaler Politik. Dabei geht es auch um die Demaskierung einer inzwischen gängigen Sprache, die noch die grausamsten Maßnahmen schönfärbt. Von der  nüchternen Betrachtungsweise bis hin zur zornig - grotesken Darstellung  setzt sich das  Stück mit globaler Wirtschaftspolitik auseinander und lässt uns einen anderen Blick in die Wirtschaftsseiten der Zeitungen werfen. Die Inszenierung ist multimedial. Musik, Tangotanz, dokumentarische Filmausschnitte, Fotomaterial und Kameras kommen zum Einsatz in einer kargen Laborsituation. Nicht ohne Humor beobachten wir vier Menschen, die getrieben von Ehrgeiz und durchdrungen vom Diktat der Effizienz schließlich über Leichen gehen. Argentinien dient ihnen dabei als lehrreiches Beispiel: das Argentinien der 70er im „Verschwindenlassen“ von 30 000 Oppositionellen, das Argentinien der 90er als neoliberaler Musterschüler, das Argentinien des Staatsbankrotts und das heutige Argentinien als Labor des sozialen Widerstands.

Die Themen des Stückes: Probleme der Durchsetzung neoliberaler Wirtschaftssysteme; Argentinien als Menetekel: Argentinien zur Zeit Menems und zur Zeit der Militärjunta, Menschenrechtsverletzungen, das Schicksal der 14 verschwundenen Betriebsräte bei Mercedes-Argentina, das Schicksal Elisabeth Käsemanns, illegitime Schulden, Modernisierung ohne sozialen Ausgleich, Aufstand der Bevölkerung.

Die Produktion entstand mit finanzieller Unterstützung durch: Europäische Gemeinschaft / EED / Stiftungsfonds Samenkorn Gerechtigkeit / InWEnt

nächste Produktion der Berliner Compagnie